Samsun - Georgien

Das Wetter wurde deutlich schlechter und es regnete jeden Tag. Nichts wurde bisher aus baden im Schwarzen Meer. Dafür rollte es sich umso besser auf den guten Strassen mit dem breiten Pannenstreifen. 

Nach der Abfahrt in Samsun kam ich nicht besonders weit. Ich wurde in der Kleinstadt Terme von Sami abgefangen. Er hatte mich vorher überholt und lautstark gehupt. Da dies jedes zweite Auto macht habe ich mir nichts dabei gedacht. Auf jedenfall wollte er mich unbedingt einladen zum Essen. Ich hatte nichts dagegen und so landeten wir in seinem kleinen Musikgeschäft. Da er kein Deutsch und Englisch sprach organisierte er kurzerhand einen Dolmetscher der sich zu uns gesellte. Es gab frisches Pide(leckeres Brot), Trauben und Cay. Es war ziemlich lustig und er wollte alles über die Schweiz wissen und spielte mir seine Musik vor. Zum Abschied brannte er noch seine Songs auf eine CD und gab mir diese als Geschenk mit. Ebenfalls hat er mich und meine Freunde zu sich ins Ferienhaus eingeladen am Meer für den nächsten Sommer. Dafür will er auf meiner Hochzeit die Musik machen :) Es war schon beinahe dunkel als ich mich auf die Schlafplatzsuche machte. Und wie es der Zufall so will traf ich am Meer auf Claudi und Tobi aus Deutschland die auch mit dem Rad unterwegs waren. Sie waren gerade am kochen und ich gesellte mich dazu. Sie sind schon unglaublich viel gereist und haben schon viel erlebt. Es war sehr sehr interessant ihnen zuzuhören und sie haben mir noch einige Überlebenstipps für Indien mit auf den Weg gegeben :) Am nächsten Morgen ging es leider in die andere Richtung weiter. Aber es war ein toller Abend mit diesen zwei sehr sympatischen Weltenbummler :)

Vor Trabzon traf ich dann noch auf Chiara aus Italien. Sie ist in Istanbul gestartet und möchte bis Tiflis in Georigen. Wir radelten zusammen bis in die Stadt und hatten dort noch einen lustigen Abend. Sie blieb allerdings noch einen Tag dort, ich aber wollte weiterradeln. So fuhr ich alleine weiter bis Rize wo ich kurz beim Fussballstadion eine Pause einlegte. Es kam gerade ein Mannschaftsbus an und die Polizei war auch vor Ort. Ich wollte mir sowieso ein Spiel anschauen in der Türkei, aber aufgrund der Sommerpause war das nicht möglich bisher. Also entschied ich mich hierzubleiben und mal zu schauen wer den überhaupt kickt. Als ich nachfragte wer den spielt und was es kostet wurde ich gleich auf die VIP Tribüne eingeladen. :) Es war "nur" die zweite türkische Liga, aber trotzdem toll. Ich bin ab jetzt Rizespor Fan ;)

Im strömendem Regen ging es dann die letzten Kilometer zur georgischen Grenze. Vorbei an unzähligen LKW's zu einem sehr modernen Zoll. Ich wurde in eine art Abfertigungshalle geschickt wo es wie am Flughafen aussieht. Nach einer kurzen Befragung meiner bisherigen Reise bekam ich dann den Stempel in den Pass.Der Regen blieb, die Strasse wurde allerdings schlechter. Aber es waren ja nur 14 km bis in die Stadt Batumi. Man merkt sofort, das Georgien kein muslimisches Land ist. Es gibt Werbung für Casinos, Alkohol und auch die Frauen sind deutlich leichter bekleidet, trotz Regen :) In Batumi haben mich dann die Hotelpreise ein wenig überrascht, ich hoffe es ist nicht alles so teuer in Georgien.

Noch eine kleine Annekdote: nach gut 2 h im Hotel fiel im ganzen Quartier der Strom aus. Aber irgendwie kümmerte das keinen, anscheinend passiert das öfter. Auf jedenfall wurde bei Kerzenlicht dann der Wodka hervorgeholt und ordentlich eingeschenkt. Zum Glück hatte ich vorher gegessen, die vielen Wodka auf ex wären wohl sonst wieder hochgekommen :) welcome to georgia würde ich meinen :)

Fazit Türkei: die Türkei ist ein super Radreiseland. Die Leute sind extrem gastfreundlich und ich wurde trotz Ramadan oft eingeladen oder einfach beschenkt. Der Islam und seine Gegebenheiten waren am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig aber man findet sich schnell zurecht. Ich kann die Türkei nur empfehlen mal zu bereisen auch Abseits der Strände am Mittelmeer, es lohnt sich :)

 

Ich werde nun über das kleine Kaukasusgebirge nach Tiflis in die Hauptstadt fahren. Ich würde gerne noch in einem Internetcafe die Fotos hochladen, aber es giesst seit Stunden wie aus Kübeln und ich bin ein wenig ausserhalb der Stadt. Vielleicht komme ich noch dazu und ansonsten halt dann in Tiflis.

Machets gueg und nöd ä z'strengi Wuchä :)

Gruess Zimel

Batumi, 20.08.2012

Kappadokien - Samsun

Die Strecke nach Samsun war nichts spezielles und es wurden ganz normale Radlertage. Die Landschaft ist geprägt von Landwirtschaft und die Distanzen zwischen Dörfern ist grösser als ich das bisher in der Türkei erlebt habe.

Da ich mich immer auf gut 1000 Meter über Meer befand, war es nicht ganz so heiss und ziemlich angehehm zum trampeln. Am Nachmittag kochte ich jeweils meine Nudeln an Tankstellen. Da gab es Plätze mit Stühlen und Tischen, optimal für eine längere Pause. Trotz Ramadan machte es den Leuten nichts aus wenn ich dort ass und wurde teilweise auch noch beschenkt mit Gemüse, Obst und Brot. Am Abend schlug ich mein Zelt jeweils im "niergendwo" auf. Es war nicht schwierig ein Zeltplatz zu finden wo ich mich ein wenig verstecken konnte.

Nach gut 500 km erreichte ich dann Samsun, wo ich mir zum Geburtstag ein ordentliches Hotelzimmer leistete und zur Abwechslung mal wieder Reis kochte anstatt Pasta. :) Ich blieb noch einen Tag länger als geplant und schaute mir die Stadt noch an. Vom Ramadan war hier nicht viel zu sehen. Die Strassencafes waren voll, und auch die Imbissbuden liefen gut. Auf dem Land war das noch komplett anders, da sah ich selten jemanden etwas trinken oder essen...Ich habe mal versucht herauszufinden wieviele Prozent den wirklich Ramadan machen, habe allerdings die unterschiedlichsten Zahlen gehört. Auf jedenfall mehr auf dem Land als in der Stadt meiner Meinung nach...

Von Samsun aus sind es noch etwas mehr als 500 km bis zur georgischen Grenze. Da alles flach ist sollte dies lockere Tage werden.

Kappadokien

Von Aksaray aus startete ich in Richtung Kappadokien. Ich habe im Internet recherchiert wo es sich lohnt hinzufahren und was interessant sein könnte. So standen in den nächsten Tagen die Ihlara Schlucht, die unterirdische Stadt von Derinkuyu und zum Abschluss das Zentrum Kappadokiens, Göreme auf dem Programm.

Auf dem Weg zur Ihlara Schlucht kam ich noch bei der grossen Kathedrale von Selime vorbei. Diese ist komplett in einen riesigen Felsen hineingebaut und auf etwa 4 Stockwerke verteilt. Der Fels wurde richtiggehend ausgehölt und man konnte von Raum zu Raum klettern. Allerdings war ich nicht alleine, die Touristen wurden in Bussen im 10 Minuten Takt hingefahren, durch die Kathedrale "gehetzt", wieder im Bus verfrachtet und zum nächsten Hotspot chauffiert. Auch eine Art sich Kappadokien anzuschauen, meine wars zum Glück nicht. Ich wollte aber noch unbedingt am selben Tag in die Schlucht und da dem Fluss entlang wandern. Bei grosser Hitze musste ich nochmals viele Höhenmeter erklimmen, wurde aber kurz vor dem Gipfel von einer Gruppe Touristen frenetisch bejubelt und mit einer "Laola" quasi hinaufgeschoben...Tolle Aktion :)
In der Schlucht angekommen kettete ich mein Fahhrad an einen Baum und machte mich auf den Weg. Da es schon spät Nachmittags war, waren nicht mehr viele andere Touristen unterwegs. Ich lief den Fluss aufwärts und schaute mit einige kleine Kirchen an, die in die Felswand gebaut wurden. Es war alles schön grün und ziemlich ruhig, ein Ort zum entspannen. Bei einem kleinen Restaurant, das über dem Fluss gebaut ist gab es dann noch ein Bierchen :) Am Abend konnte ich dann mein Zelt bei einem Restaurant am Eingang aufschlagen und so die Nacht in der Schlucht verbringen.

Am nächsten Morgen ging es früh los Richtung Derinkuyu. Ich wollte mir da die anscheinend grösste zugängliche unteriridische Stadt anschauen. Nach gut 60 km bin ich beim Dorfplatz angekommen. Die 15 Lira Eintritt bezahlt und schon geht es hinab in die Stadt, die früher 10'000 Menschen Platz geboten haben soll. Es sind acht Stockwerke, von denen man fünf besichtigen kann. Es gibt wirklich alles, von den Ställen für die Tiere, über Küche bis zu den Schlafräumen. Allerdings wäre ein Guide nicht schlecht, der einem alles erklärt, angeschrieben ist nur sehr wenig. Es ging gut 50 Meter hinunter, Stockwerk für Stockwerk. Es ist allerdings ziemlich eng und ich stelle mir das Leben nicht gerade gemütlich vor hier. Aber auf jedenfall beeindruckend, was hier von Menschenhand erschaffen wurde. Nach gut einer Stunde hatte ich genug gesehen und machte mich auf den Weg nach Göreme, dem Ausgangspunkt für Kappadokienbesucher. 

Die Fahrt war etwas mühsam und ich fragte mich wann denn endlich diese bekannten und skurrilen Felsformationen erscheinen. Erst ganz kurz vor Göreme bekommt man diese zu sehen und der erste Eindruck war einfach nur "wow". Die grosse Burg die über allem trohnt und dann diese eindrückliche Landschaft runderherum. Ich war begeistert und rollte mit dem Fahrrad langsam hinab nach Göreme. Hier gibt es über 100 Hotels, die sogenannte Höhlenzimmer anbieten, aber zu Preisen die mein Budget nicht zuliessen. Nach langem suchen fand ich dann doch noch ein erschwingliches Zimmer und einem kleinen gemütlichen Hotel.  Ich war gerade noch rechtzeitig da, um zum Sunsetpoint zu gehen. Naja, der Sonnenuntergang war von Wolken verdeckt und deshalb nichts spezielles.Am nächsten Tag war um 06.00 Uhr tagwach, ich wollte mir die vielen Ballone anschauen, die jeden Morgen über Göreme fliegen. Noch toller wäre es wohl gewesen selber mitzuefliegen, aber fast 200 Euro??
Auf dem Weg zum Love Valley traf ich auf Bill aus Simbabwe. Zusammen mit ihm wanderte ich durch dieses Tal. Es war interessant, den er wusste sehr viel zu erzählen. Ich hatte also sozusagen einen gratis Guide dabei :) am Nachmittag brachte er mir noch Backgammon bei, das Brettspiel das viele türkische Männer auf der Strasse spielen. Ein gelungener Tag ging zu Ende. Ich entschied mich spontan noch einen Tag länger zu bleiben um noch etwas mehr von Kappadokien zu sehen. So machte ich mich am nächsten Tag auf zum Rose Valley. Das Tal in dem die vielen Höhlenwohnungen sind. Touristen traf ich fast keine an. Die Meisten fahren von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt und schiessen von da ihre Fotos. In den Valleys selber ist man allerdings für sich, was ziemlich toll war.

Nun aber genug geschwärmt von Kappadokien:) Nach vier tollen Tagen ging es für mich nun wieder Nordwärts ans schwarze Meer nach Samsun. Kappadokien ist aber auf jedenfall eine Reise wert, wenn man sich mal eine etwas andere Landschaft ansehen möchte...

Istanbul - Aksaray

Endlich ging es wieder los. Ich hatte meine ursprünglich geplante Route aber etwas abgeändert. Anstatt direkt dem Schwarzen Meer entlang zu fahren mache ich noch einen Abstecher ins Zentrum der Türkei nach Kappadokien. Ich habe genügend Zeit und will mir diese spektakuläre Landschaft nicht entgehen lassen.

Der normale und einfache Weg aus der Stadt hinaus ist die Fähre zu nehmen ans andere Ufer des Marmarameeres. Ich wollte aber unbedingt per Rad auf den asiatischen Kontinent kommen. So suchte ich mir den Weg durch ganz Istanbul um zur Bosporusbrücke zu kommen die die beiden Kontinente verbindet. Das die Brücke eine Autobahn ist wusste ich vorher nicht und umkehren wollte ich aber auch nicht. Also fuhr ich auf die Brücke und fand auch einen schmalen Weg wo ich ungestört fahren konnte. Dennoch wurde ich in der Mitte von der Polizei abgefangen und bis ans Ende, aber auf den asiatischen Teil eskortiert. Ich spielte den Unwissenden und nachdem etwa sieben verschiedene Polizisten meinen Pass genaustens kontrolliert und ihre Deutschkentnisse geprüft hatten durfte ich ohne Strafe weiterfahren :) Ich war also in Asien angekommen, auch wenn es sich noch nicht so anfühlt :)

Es dauerte noch eine ganze Weile bis ich endlich aus dem grössten Verkehr hinaus war. Ich war allerdings immernoch in Istanbul, aber konnte wunderbar der Küste entlang fahren. Die Hitze machte mir am Anfang ziemlich zu schaffen und es dauerte eine Weile bis ich mich an die fast 40 Grad auf dem Aspahlt gewöhnt hatte. Ich wusste nicht wann die Stadt geendet hat, aber nach drei Tagen habe ich Izmit und somit auch das Marmarameer hinter mir gelassen.

Die nächsten zwei Tage legte ich ziemlich viele Kilometer zurück, da alles noch flach war. Vor dem ersten Anstieg auf gut 1000 m.ü.M. traf ich dann während einer Trinkpause auf den Franzosen Guillaume und den Deutschen Holger. Sie sind in München gestartet und der Donau entlang über Bulgarien nach Istanbul gefahren. Da wir die gleiche Route hatten fuhren wir gemeinsam weiter. Guillaume hatte die gute Idee sich beim Aufstieg an einen Lastwagen anzuhängen und so hochgezogen zu werden. Auch wenn etwas gefährlich klappte es wunderbar und machte ziemlich Spass. So konnten wir einige Höhenmeter überwinden und Kraft sparen :) Wir nannten es LKW-surfing und anscheinend wird dies vor allem im Iran gemacht, hat Guillauem erzählt. Es machte Spass mal nicht allein zu radeln und zu übernachten. Wir tauschten einiges aus und fuhren am nächsten Tag noch einige Kilometer zusammen. Danach trennten sich unsere Wege, da ich nach Kappadokien wollte und sie ans Schwarze Meer. Beinahe hätten sie mich überredet mit ihnen durch den Iran zu radeln, aber das würde leider mit meinem Zeitplan nicht aufgehen.

So fuhr ich also wieder solo weiter richtung Ankara, der Hauptstadt. Die Wolken verdunkelten sich zunehmend und es ging nicht lange bis das Gewitter los ging. Ich hatte Glück, dass ich auf der ziemlich einsamen Strecke gerade an einem Restaurant vorbei kam und Schutz vor dem Regen und Hagel fand. Nach einer kurzen Pause ging es weiter durch die tolle Landschaft. Sie errinerte mich ein wenig ans Engandin, alles grün, runderherum Berge und nur sehr wenige Dörfer. Irgendwo in den Büschen übernachtete ich und fuhr am nächsten Tag in Ankara ein. Wesentlich angenehmer als die Fahrt nach Istanbul. Ich fand schnell ein gutes Hotel und erholte mich von den letzten Tagen. 

Nun waren es nur noch gut 350 km bis Kappadokien und mehr oder weniger alles flach, bis Aksaray. Ich kam gut voran durch die sehr durch Landwirtschaft geprägte Landschaft. Die Strasse wurde erst gerade erneuert und so rollte es sich auf dem breiten Pannenstreifen fast von alleine. Nachdem ich meine Pasta an der Tankestelle gekocht hatte verdunkelten sich einmal mehr die Wolken. Ich radelte los wie wild um möglichst schnell einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Das Zelt gerade ausgepackt fing es an zu giessen wie aus Kübeln. So gut wie es ging baute ich mein Zelt noch fertig auf und kroch bis auf die Knochen durchnässt hinein. Es hatte sich bereits einen Gunten gebildet und ich trocknete so gut es ging ein wenige mit dem Badetuch. Trotz heftigem Sturm hielt das Zelt den Rest der Nacht stand und so konnte ich dennoch ein paar Stunden schlafen trotz nassem Zelt. Am nächsten Morgen schien dann wieder die Sonne und so war ziemelich fix alles wieder trocken. Kaum losgefahren kam hinter der nächsten Kurve ein Motel zum Vorschein. Naja war jetzt ja auch egal :)

Am Nachmittag erreichte ich dann den grossen Salzsee Tuz Gölü. Wirklich beeindruckend wie so ein weiser See wirken kann. Ich hatte dies vorher noch nie gesehen und war begeistert. Ich musste natürlich auch auf dem See spazieren gehen und das Salz probieren. Es schmeckt mindestens so gut wie aus der Migros, wenn nicht besser :) Die Strecke führte noch den ganzen Tag dem See entlang bis ich am Abend wieder mein Zelt aufschlug und mich für das nächste Gewitter rüstete. Es windete allerdings nur und ich blieb vom Regen verschont. Kein Blitzlichtgewitter also zum Nationalfeiertag :)Es waren nun nur noch wenige Kilometer bis nach Aksaray, sozusagen das Tor zu Kappadokien. Von hier kann man die diversen Orte ansteuern was ich ab morgen auch tun werde. Heute habe ich wiedermal die Zeit genutzt meine Homepage zu aktualieren. 

Ich werden nun einiges besichtigen in Kappadokien bevor es wieder nordwärts über die Berge ans Schwarze Meer geht um von dort bis ans Ende der Türkei zu gelangen. Danach steht wahrscheinlich Georgien auf dem Programm.

Ich wünsche euch alles Gute und geniesst den Sommer.

Liebe GrüsseZimel

Aksaray, 02.08.2012

Istanbul

Die zwei Wochen in Istanbul, ja fast schon drei, vergingen wie im Flug. Es gibt unglaublich viel zu sehen und zu erleben. Aber von vorne weg:

Ich freute mich für einmal die Zeit nicht alleine zu verbringen sondern mit meiner Freundin zu geniessen. Beim Wiedersehen am Flughafen war die Freude natürlich gross. Wir hatten nicht viel geplant und wollten die Stadt auf uns zukommen lassen.

Die ersten Tage verbrachten wir im europäischen Teil, wo wohl jeder Tourist einmal landet. Hier stehen mit der Hagia Sophia dem Sultanhamet zwei der berühmtesten Moscheen. Es wimmelt nur so von Touristen und den Anbietern von Sightseen-Touren. Auch die grosse Einkaufstrasse ist gleich um die Ecke die beim grossen Bazar endet. Wir haben den grossen Bazar natürlich besucht und abgeschaut. Ich war allerdings nicht sonderlich begeistert, erstens wollte ich nicht unbedingt etwas kaufen und zweitens ist jedes zweite Geschäft ein Schmuckladen. :)Viel besser hingegen gefiel mir der Gewürzmarkt der sich gleich bei der Galatabrücke befindet. Die Händler sind nicht sehr aufdringlich und hier wird wirklich alles verkauft, was man zum Leben braucht. Falls man etwas Bestimmtes sucht, hier findet man es. Unter der Galatabrücke gibt es viele Fischrestaurants die den Fang des Tages anbieten. Wir wollten uns nur kurz hinsetzen am Nachmittag um etwas zu trinken. Schlussendlich wurde es Mitternacht als wir wieder loskamen:) Man kann wirklich sehr gut Essen zu durchaus günstigen Preisen und man sieht wunderbar die Sonne untergehen hinter der Stadt. 

Nach ein paar Tagen zog es uns auf die Prinzeninseln. Diese liegen gut 20 km vor Istanbul im Marmarameer. Ein Ort wo die reichen Istanbuler ihr Ferienhaus haben, oder Tagesausflügler etwas Ruhe suchen von der Stadt. Die Insel war dementsprechend überfüllt und baden hat uns nicht angemacht. Es gleicht ziemlich einem typischen Badeort wie Rimini - Liegestuhl an Liegestuhl. Wir haben die Insel noch mit dem Fahrrad umkurvt und immerhin ganz gut gegessen. Aber ich würde jetzt nicht noch einmal auf diese Inseln gehen und auch nicht unbedingt weiterempfehlen.

Von den Inseln zurück verbrachten wir ein paar Tage im asiatischen Teil von Istanbul. Hier hat es viel weniger Touristen und es ist auch ein wenig günstiger. Wir haben den Fisch- und Gemüsemarkt besucht und verbrachten einen Abend an der schönen Uferpromenade. Sehenswürdigkeiten bietet der asiatische Teil nicht, aber vo denen hatten wir mittlerweile auch genug gesehen.

Die letzten Tage verbrachten wir dann wieder im europäischen Teil bis es für Betti wieder nach Hause ging. Abschied nehmen ist immer schwer, aber ich hatte auch wieder Lust in die Pedalen zu treten. Istanbul ist eine wirklich tolle Stadt, auch wenn mann sich zuerst etwas an die Islamische Welt gewöhnen muss.Ich werde sie auf jedenfall in guter Errinerung behalten.

Grenze - Istanbul

An der Grenze zur Türkei war nun wirklich viel los. Eine grosse Warteschlange bildete sich vor allem mit Audi und Mercedes Autos mit deutschen Nummerschildern. Viele Türken die in Deutschland wohnen fahren wohl zurück in die Heimat in den Urlaub. Deshalb dauerte es einige Zeit bis ich an der Reihe war. Mein ungutes Gefühl verflog schnell als ich den Stempel im Pass hatte. Ich freute mich, den für die nächsten zwei Monate werde ich nun diese Land bereisen.

Den ersten Abend verbrachte ich kurz nach der Grenze in der Stadt Ipsla. In einem günstigen aber ziemlich schäbigen Hostel kam ich unter. Immerhin konnte ich am Abend dann den EM Final verfolgen. Ich machte beim Einkaufen bereits erste Erfahrungen mit türkischen Kindern, die auf mich zugelaufen kamen und nur schrien:" Money, money". Wenn man sie genug lang ignoriert lassen sie einem auch in Ruhe :) Die Preise sind nun wieder wesentlich freundlicher für meine Reisekasse was mich natürlich freut:).

Die nächsten zwei Tage wurden dann wohl zu den strengsten bisher meiner Reise. Ich hatte den ganzen Tag heftigen Gegenwind und oft ging es bergauf, bergab, bergauf und so weiter...ich war froh um den breiten Pannenstreifen, den auf der Hauptstrasse hatte es viel Verkehr. Die Lastwagen und Minibusse Rasen nur so an einem vorbei. Nach weiteren 180 km erreichte ich dann die Stadt Silivri wo ich wiedermak einen Tag Pause einlegte. Ersten war ich froh um die Pausen und zweitens war ich dem Zeitplan einen Tag voraus. Ich genoss es mal einen Tag nicht zu radeln und probierte viele Köstlichkeiten die die Türkei zu bieten hat. Ein Gourmet Tag sozusagen :)

Von Silivri war es nicht mehr weit bis nach Istanbul. Aber es ist noch schwierig zu sagen wo Istanbul überhaupt beginnt. Es gibt kein Ortsschild wo dies festgehalten wird. Man ist irgendwann einfach drinn in dieser Millionenstadt. Der Verkehr nimmt enorm zu und aus einer Fahrbahn werden zwei, dann drei und schliesslich vier. Ich fühlte mich ziemlich klein und ungeschützt mit meinem Drahtesel aber es war ein tolles Erlebnis. Auf jedenfall bis gut 15 km vor dem Zentrum. Mitten ihm Stossverkehr hatte ich nun tatsächlich meinen ersten Platten. Am Strassenrand begann ich also den Schaden zu beheben und erhielt tatkräftige Unterstützung von einem Türken. Er wollte unbedingt helfen, aber mit seiner "Hilfe" dauerte es wohl ein wenig länger:) Aber ich wollte ja nicht unfreundlich sein und ausserdem hat er mir noch ein Glas Ayram spendiert. Aber an diese saure Milch muss ich mich zuerst noch gewöhnen...ein paar Minuten später war ich dann wieder unterwegs und sage und schreibe ca. drei Kilometer später bereits der nächste Platten. So kurz vor dem Ziel hatte ich nun doch noch etwas Materialpech. Der Schlauch war futsch, aber diesmal konnte ich den Schaden alleine beheben und war bald wieder unterwegs.

Ich schlängelte mich durch den Abendverkehr bis ins Zentrum und machte mich auf die Suche nach dem Hotel. Ich war zwar einen Tag früher da als reserviert, aber ich hoffte sie haben auch für heute ein Zimmer frei. Auf Anhieb fand ich dann tatsächlich in dem riesen Wirrwarr von Hotel, Restaurants und Souvenirläden das Hotel. Und siehe da, ich bekam ein Zimmer. Ich war also endlich angekommen in Istanbul nach 3554 km und knapp 30'000 Höhenmetern. Natürlich müsste dies mit einem Bier gefeiert werden :)

Jetzt heisst es zuerst einmal zwei Wochen Urlaub hier mit Betti bevor es dann weitergeht. Das Tor zu Asien steht weit weit offen...

Machets guet Dihei und gnüssed d'Summerferie...
GruessZimel

Istanbul, 6.7.2012